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Station 4

Nadelbäume und Waldbaden

Das bewusste Einatmen der Waldluft wird inzwischen auch „Waldbaden“ genannt. In Japan und Korea hat die dort als „Shinrin Yoku“ bekannte Praxis eine lange Tradition. 2013 wurde in einer schulmedizinischen Studie die aktivierende und stärkende Wirkung des Waldbadens auf das menschliche Immunsystem wissenschaftlich belegt: Ein ganzer Tag im Wald erhöht die Zahl der Killerzellen im Blut um 40 % und fördert die Bildung von Anti-Krebs-Proteinen. Dieser positive Effekt hält ungefähr sieben Tage an – ein Beweis für die stärkende Wirkung des traditionellen Sonntagsspaziergangs im Wald auf unser Immunsystem. Verantwortlich dafür sind gasförmige Botenstoffe der Bäume, so genannte Terpene. Sie finden sich bei Nadelgehölzen in noch höheren Konzentrationen als bei Laubbäumen. Die Aufnahme dieser Stoffe erfolgt nicht nur über die Lunge, sondern auch über die Haut. Zusätzlich reagiert das limbische System im Gehirn auf sie und sorgt für die Ausschüttung von gesundheitsfördernden Hormonen und sogenannten Neurotransmittern. In der Nähe des Stammes ist der Gehalt an Terpenen übrigens am höchsten – Bäume zu umarmen ergibt daher tatsächlich Sinn!


Lärche

Lärche (Larix decidua)
Die Nadeln der Lärche sind nicht immergrün, denn sie färben sich im Herbst goldgelb und fallen ab. Lärchen gedeihen natürlich nicht nur in den Hochlagen der Alpen sowie in der Taiga Russlands und Skandinaviens. In Deutschland nehmen sie nur ca. 3 % der Waldfläche ein. Die Bedeutung der Lärche steigt jedoch für den Garten- und Landschaftsbau, wenn wir auf Tropenholz verzichten wollen. Das Harz ist in der traditionellen alpenländischen Medizin zur Herstellung von Harz-Zugsalben besonders begehrt. Die Lärche gehört zur Familie der Kieferngewächse.


Fichte

Fichte (Picea abies)
Von Natur aus würden Fichten bei uns erst ab 800 Metern Höhe in Bergmischwäldern vorkommen. Reinbestände gäbe es lediglich in Gipfellagen der Mittelgebirge sowie in den Alpen ab 1.300 Metern bis hinauf zur Waldgrenze. Bedingt durch Trockenheit, Stürme und den Befall mit Borkenkäfern sinkt der Anteil der Fichte am Waldbestand zurzeit rapide. Für Sammler interessant sind die jungen Triebe, die so genannten Maispitzen. Diese werden in Honig eingelegt, zu Fichtenspitzen- Butter oder einem Oxymel verarbeitet.


Sommerlinde

Sommerlinde (Tilia platyphyllos)
In Mitteleuropa gedeihen zwei Lindenarten, die Winterlinde und die Sommerlinde. Viele Linden sind jedoch nicht eindeutig der einen oder anderen Art zuzuordnen, da sich das Erbgut beider Linden mischen kann. Sommerlinden haben im Vergleich zu den Winterlinden größere Blätter, die zudem auf der Ober- und Unterseite behaart sind. Die Blätter der Winterlinden sind auf der Oberseite glatt, doch auf der Unterseite behaart. Die Nüsschen der Sommerlinde sind so hart, dass man sie nicht zwischen den Fingern aufbrechen kann, während die der Winterlinde leicht zu knacken sind. Sommerlinden besitzen in den Zwickeln der Blattunterseite weiße, die Winterlinden braune Haare. Da jedoch beide Arten essbar und auch hinsichtlich der Heilkraft ihrer Blüten identisch sind, ist es nicht zwingend erforderlich, diese unterscheiden zu können. Gemeinsame Erkennungsmerkmale beider Arten sind die wechselständige Anordnung der Blätter und Knospen am Zweig sowie die herzförmige Blattform. Von April bis Juni ist Lindenblatt-Salat-Saison. Die jungen Blätter sind zart und schmackhaft. An den für Lindenbäume typischen Stockausschlägen am Fuß der Stämme finden sich auch noch im Hochsommer zarte Blätter. Lindenblüten enthalten Flavonoide, ätherisches Öl und Schleimstoffe. Als Tee zubereitet sind die Blüten ein altbewährtes Heilmittel, welches bei Erkältungskrankheiten mit Fieber „Linderung“ schenkt, da sie das Immunsystem stärken und schweißtreibend wirken. Die Blütezeit ist im Juni. Auch im Winter kann von den Linden genascht werden: Von Oktober bis April isst man die Knospen. Diese enthalten viele Schleimstoffe, die gut zerkaut befeuchtend auf trockene Schleimhäute wirken.


Birken

Birken Sandbirke/Hängebirke (Betula pendula) Moorbirke (Betula pubescens)
Birken sind Pioniergehölze: Die kleinen Flugsamen können mit dem Wind große Strecken überwinden. Sie sind so genannte Lichtkeimer, wachsen sehr schnell und stellen keine speziellen Ansprüche an ihren Standort. Die Birken-Saison beginnt im Vorfrühling mit dem Birkenwasser und endet mit der Laubernte für Tee im Mai, spätestens Juni. Ein aus getrockneten Blättern aufgegossener Tee schmeckt gut und wirkt entwässernd.


„Die Natur muss gefühlt werden."
Alexander von Humbold
1769–1859

Laub-Mischwald und das Internet des Waldes (Pilze)

Pilze gibt es bereits, seitdem die Pflanzen ihr Leben aus dem Wasser an Land begonnen haben. Bevor sich artenreiche Mischwälder entwickelt haben, hat es allerdings etwa 420 Millionen Jahre gedauert. Pilze haben seit damals zwei wesentliche Aufgaben übernommen,  ohne die unsere Erde ein ganz anderes Gesicht hätte. Das ständig anfallende organische Material wie etwa das herbstliche Laub wird neben zahlreichen Bodenlebewesen wie Bakterien, Käfern und Würmern hauptsächlich von Pilzen zu Humus verarbeitet. Pilze sind es auch, die den Austausch der Pflanzen untereinander ermöglichen, so werden Nährstoffe und Informationen über dieses „Internet des Waldes“ weitergegeben.


Eigenes Reich

Eigenes Reich
Das merkwürdige Fadenwesen Pilz ist weder Tier noch Pflanze. Es durchzieht den gesamten belebten Boden in kaum vorstellbarer Menge: Unter einem Fußabdruck von uns Menschen befinden sich Hunderte von Kilometern der feinen Pilzfäden (Hyphen).


Kreislauf des Lebens

Kreislauf des Lebens
Pilze sorgen als so genannte Zersetzer (Saprobionten) dafür, dass aus Stämmen, Zweigen und Blättern der Bäume wieder Humus wird. So erhalten sie den ökologischen Kreislauf.


Halimasch

Halimasch (Armillaria ostoyae)
Das größte Lebewesen der Erde ist ein Pilz, der auch bei uns heimisch ist. Im Malheur National Forest (Oregon, USA) erreicht er auf einer Fläche von ca. 9 km2 (900 Hektar) ca. 600 t und ist 2400 Jahre alt. Allgemein erreichen Pilze in etwa ein Alter wie Bäume.


Wood-Wide-Web

Wood-Wide-Web
Gegenseitige Unterstützung ist im Wald eine alltägliche Sache. 95 % unserer Pflanzen leben mit Pilzen in Symbiose (Mykorrhiza). Ein Baum kann unterirdisch mit über 100 verschiedenen Pilzarten verbunden leben.


„In der lebendigen Natur geschieht nichts, was nicht in der Verbindung mit dem Ganzen steht."
Johann Wolfgang von Goethe
1749–1832