Station 3
Streuobstwiese mit Feldhecke
Streuobstwiesen sind ein traditionelles, multifunktionales Nutzungssystem: Die Mischung unterschiedlichster Obstsorten sicherte im Sommer und Herbst die Versorgung mit frischem Tafelobst sowie im Winter mit besonderen, lagerfähigen Apfel- und Birnensorten. Darüber hinaus wird das Obst zu Saft und Most, Apfelessig, Apfel- und Birnendicksaft, Mus, Kompott, Marmelade sowie Dörrobst verarbeitet. Die Wiesen liefern aber auch reichlich Heil- und Würzkräuter sowie Wildgemüse zum Sammeln. Streuobstwiesen wurden früher zusätzlich als Weideland oder zur Gewinnung von Grünfutter und Heu genutzt. Das beim jährlichen Pflegeschnitt anfallende Holz diente als Heizmaterial. Da auf einer artenreichen Streuobstwiese immer etwas blüht, konnten auf einer solchen auch ertragreich Honigbienen gehalten werden.
Vogelkirsche (Prunus avium)
Die Wildform aller Süßkirschen ist ein einheimischer Waldbaum. Das charakteristisch rötlich gefärbte Holz ist als Möbelholz sehr begehrt. Die Kirschen sind kleiner als die der Zuchtformen, dafür aber auch wildaromatischer. Hierfür sind neben dem Fruchtzucker Inhaltsstoffe wie Fruchtsäuren, Gerbstoffe und Bittermandelaroma verantwortlich. Erst im Zusammenspiel ergibt sich das einzigartige, intensive Aroma
Stiel- und Trauben-Eiche (Quercus robur/Quercus petraea)
Stiel- und Traubeneiche sind einheimische Laubbaumarten. Zwar sind ihre Eicheln essbar, jedoch nicht roh und unverarbeitet, da sie reichliche Mengen an Gerbstoffen enthalten. Erst nach mehrtägigem Wässern kann man aus Eicheln ein glutenfreies Mehl herstellen, welches sich für Backwaren aller Art, Suppen und Brotaufstriche eignet. Geröstete Eicheln ergeben einen schmackhaften „Kaffee“.
Spitzahorn (Acer platanoides)
Süßer Ahornsirup aus Kanada ist wohlbekannt. Dort wird dem Zuckerahorn im Frühjahr am Stamm Baumsaft abgezapft und danach zu Sirup eingedickt. Unsere Ahorne können hier in Puncto Zuckergehalt nicht mithalten, doch der Spitzahorn schmeckt von den drei einheimischen Arten bei Weitem am besten. Richtig süß schmecken dessen Blüten nur direkt nach dem Aufplatzen der Knospen. Die jungen Blätter ergeben einen sehr schmackhaften Salat oder auch Spinat, junge Früchte lassen sich wie Kapern einlegen.
Kirschpflaume (Prunus cerasifera)
Die Kirschpflaume stammt ursprünglich aus dem Gebiet zwischen Kleinasien, Persien, dem Kaukasus und dem südwestlichen Sibirien. Vor ca. 400 Jahren wurde sie in Mitteleuropa als Kulturpflanze kultiviert. Sie wird als so genannte Unterlage für veredelte Pflaumen- und Mirabellenbäume verwendet. Daher ist sie auf alten Streuobstwiesen oft verwildert und auch fester Bestandteil fast aller wilden Feldhecken. Die wilden, süß-sauren Pfläumchen sind ideal zur Herstellung von Kuchen, Crumble, Aufläufen, Marmeladen, Chutneys oder Roter Grütze geeignet.
„Die Natur betrügt uns nie. Wir sind es immer, die wir uns selbst betrügen."
Jean-Jaques Rousseau
1712–1778
Wildkräuterwiese
Ungedüngte, an Kräutern reiche Wiesen sind für heutige landwirtschaftliche Betriebe nicht mehr rentabel zu bewirtschaften und daher in der freien Landschaft entsprechend selten geworden. Für Sammler sind sie jedoch ein Paradies, denn hier wächst Gesundes neben Schmackhaftem und Schönem! Auch die tierischen Sammler wie Wildbienen, Hummeln und Schmetterlinge freuen sich über solch ein üppiges Angebot.
Spitzwegerich (Plantago lanceolata)
Spitzwegerich findet man auf fast jeder Wiese. Mit seinen langen, spitz zulaufenden Blättern ist er kinderleicht zu erkennen und die Saison dauert viele Monate. Junge Blätter schmecken roh und feingeschnitten im Salat sowie gedünstet als Gemüse oder Suppeneinlage. Noch nicht aufgeblühte Knospen entfalten gedünstet ein täuschend echtes Pilz-Aroma! Getrocknete Blätter ergeben einen wohlschmeckenden und bei Husten hilfreichen Tee. Die Blätter sind aber auch ein altbewährtes „Wiesenpflaster“ bei kleineren Verletzungen, sie helfen gegen juckende Brennnesselquaddeln und Mückenstiche.
Wiesen-Bärenklau (Heracleum sphondylium)
„Ist der Stängel kantig rau – ist es Wiesen-Bärenklau.“ Die Form der Fiederblätter des Wiesen-Bärenklaus erinnern an eine kräftige Bärentatze. Der Geruch ist aromatisch, dabei sehr intensiv und erinnert an Fenchel. Er gehört auch zur Familie der Doldenblütler. Die Blätter und jungen Blütenstände werden wie Fenchel-Gemüse gedünstet oder zu einem grünen Smoothie verarbeitet. Eine besondere Delikatesse sind die gedünsteten Blütenknospen des auch als „Wiesen-Brokkoli“ bezeichneten mineralienreichen Wildgemüses.
Wiesenlabkraut (Galium mollugo)
Junge, zarte Triebe des Wiesen-Labkrauts schmecken in wilden Salaten oder gedünstet als Gemüse. Labkräuter wurden in früheren Zeiten häufig als Zutat zur Käseherstellung verwendet. Aus den stark duftenden Blütenständen lassen sich im Sommer Kräuterlimonaden und Sirup herstellen.
Rotklee (Trifolium pratense)
Purpurrot leuchten die Blüten des Roten Wiesenklees – darum sind sie auch leicht zu erkennen. Zudem sind sie meist umschwärmt von Bienen und Hummeln. Blätter und Blüten kommen in den Tee, ausgezupfte Blüten in Desserts oder werden als essbare Dekoration verwendet.
„Schau tief in die Natur, und dann wirst du alles besser verstehen."
Albert Einstein
1879–1955